Es brennt ! Feuerwehrnotruf 112 und was passiert dann?
Wenn Sie die Notrufnummer 112 mit Ihrem Mobil- oder Festnetztelefon wählen, werden Sie automatisch mit der Rettungsleitstelle verbunden. Bei uns ist dies die Integrierte Regionalleitstelle Mitte bei der Berufsfeuerwehr Kiel. Sie ist zuständig für die Stadt Kiel und die Kreise Rendsburg-Eckernförde und Plön. Ihr Aufgabengebiet umfasst eine Fläche von etwa 3.400 Quadratkilometern mit rd. 635.000 Einwohnern. Dort laufen täglich bis zu 1.900 Anrufe (Notrufe und Krankenwagenanforderungen etc.) ein. Der Disponent nimmt Ihren Anruf an und fragt das sogenannte Notrufschema ab (siehe unten). Sobald der genaue Einsatzort geklärt ist, werden je nach Lage die zuständige Feuerwehr und die nächstgelegenen Rettungsmittel alarmiert, die in der gesetzlichen Hilfsfrist von 10 Minuten eintreffen sollen.
Vom Disponenten werden Sie nach dem Ort und der Art des Notfalles befragt. Diese Angaben werden zusammen mit einem Alarmstichwort in den Computer eingegeben. Für jedes Alarmstichwort ist die zur Bewältigung der Aufgabe benötigte Personal- und Ausrüstungsstärke (Fahrzeugschlagkraft) hinterlegt. Der Leitstellenrechner schlägt dann die Alarmierung der zuständigen Feuerwehr und ggf. weiterer Kräfte vor. Alle Feuerwehren haben ihre Fahrzeugausstattung und die Personalstärke unterteilt nach Werktags und am Wochenende sowie tags und bei Nacht dem Leitstellenrechner zur Verfügung gestellt. Wird eine größere Anzahl an Einsatzkräften benötigt, als die Ortswehr zu diesem Zeitpunkt meldet, werden automatisch Nachbarwehren aus den umliegenden Bereichen dazu alarmiert, bis der erforderliche Löschzug die nötige Stärke hat. Gleiches gilt für die Fahrzeugausstattung, z.B. eine Drehleiter aus Lütjenburg oder Schönberg, wenn Personen in oberen Stockwerken in Gefahr sind.
Dazu ein Beispiel: Am Freitag um 13:30 Uhr wird ein Gartenlaubenbrand in Malmsteg-Süd gemeldet. Der Disponent entscheidet sich aus den erhaltenen Informationen des Notrufs für ein „mittleres Feuer ohne Personengefährdung“.
Der Leitstellenrechner wirft ihm für das Stichwort „FEU“ folgenden Personal- und Materialbedarf aus: 2 Gruppenführer, 16 Feuerwehrmänner/-frauen, davon 6 Atemschutzgeräteträger, 8 Atemschutzgeräte und 1.000 Liter mitgeführtes Wasser für den Erstangriff.
Die Wehr Hohenfelde meldet für diesen Zeitpunkt 9 Feuerwehrmänner/-frauen, 4 Geräteträger, 6 Atemschutzgeräte und 1.200 Liter Wasser an Bord. Nun macht sich der Leitstellenrechner nach einer vom Wehrführer definierten Bereichsfolge auf die Suche nach der nächsten zu dieser Uhrzeit leistungsfähigen Nachbarfeuerwehr. Das muss nicht die Wehr im unmittelbaren Nachbarort sein, da es heute inzwischen Wehren gibt, die tagsüber fast ohne Personal dastehen oder keine oder nur wenige zugelassene Atemschutzgeräteträger vorhalten.
In unserem Beispiel sind dem Leitstellenrechner Schwartbuck, Köhn und Satjendorf als nächste Wehren vorgegeben. In Schwartbuck findet er 5 Feuerwehrmänner/-frauen, 2 Geräteträger und 4 Atemschutzgeräte. Das macht in Summe 14 Feuerwehrmänner/-frauen, 6 Geräteträger, 10 Atemschutzgeräte und 1.200 Liter Wasser. Es fehlen also noch 4 Feuerwehrmänner/-frauen. Die besorgt sich der Rechner aus Köhn, das 6 Feuerwehrmänner/-frauen meldet. Innerhalb von einigen Sekunden geht der Feueralarm über Funk an die Sirenen und Funkmeldeempfänger der Feuerwehrmänner/-frauen in Hohenfelde, Schwartbuck und Köhn. Dazu kommt ein Alarmfax in den Gerätehäusern an aus dem Einsatzstichwort, Einsatzort und alarmierte Kräfte hervorgeht.
Mit diesem System wird verhindert, dass erst bei Eintreffen der Ortswehr der Personalmangel erkannt wird und wertvolle Zeit für die Nachalarmierung verloren geht. Dadurch kann es vorkommen, dass bei einen Feuer gleicher Größe tagsüber drei Feuerwehren eintreffen, nachts aber nur wir. Dieses System ist eine Reaktion auf den demographischen Wandel und die Arbeitsplatzverlagerung außerhalb des Ortes und stellt sicher, dass sofort ausreichend Personal und Material zur Verfügung steht.
Für die Gesprächsführung und die Disposition werden im Durchschnitt zwei Minuten benötigt. Damit verbleiben bis zum Eintreffen am Einsatzort acht Minuten.
Sobald Alarm ausgelöst wurde, lassen die Feuerwehrmitglieder an der Arbeitsstelle oder zu Hause alles stehen und liegen, um möglichst zügig zum Feuerwehrhaus zu gelangen. Am Gerätehaus stellen sie ihren PKW ab, ziehen ihre Einsatzkleidung an und besetzen das Fahrzeug. Das Löschfahrzeug rückt in Hohenfelde durchschnittlich fünf Minuten nach der Alarmierung aus.
Bis zum Ende der Hilfsfrist verbleiben somit noch drei Minuten für die Einsatzfahrt vom Gerätehaus zum Notfallort. Zwar werden hierbei Blaulicht und Martinshorn eingesetzt, aber das 13 Tonnen schwere Löschfahrzeug ist in seinen Fahrleistungen beschränkt. Es ist nicht immer möglich, alle Orte im Hohenfelder Gemeindegebiet innerhalb von drei Minuten vom Gerätehaus aus zu erreichen. Nicht immer können auch alle Aktiven für den Einsatz zur Verfügung stehen. Je mehr freiwillige Mitglieder sich in der Feuerwehr engagieren, desto sicherer kann die Hilfsfrist eingehalten werden und desto größer ist das Einsatzpotential für Großeinsätze.
Absetzen des Notrufes nach dem „5-W-Schema:
Wer meldet den Notfall?
Nennen Sie Ihren vollständigen Namen, Ihren derzeitigen Aufenthaltsort und Ihre Rufnummer für eventuelle Rückfragen.
Wo ist es passiert?
Beschreiben Sie den Einsatzort so genau wie möglich. Ungenaue Angaben verzögern das Eintreffen der Rettungskräfte.
Was ist passiert?
Beschreiben Sie genau, was passiert ist. Handelt es sich um ein Feuer, einen Unfall, eine Explosion...?
Wie viele Verletzte?
Die genaue Zahl der Verletzten hilft der Leitstelle, ausreichend Rettungsfahrzeuge zu alarmieren. Hierbei sollten möglichst auch lebensbedrohende und schwere Verletzungen geschildert werden, damit die Leitstelle z.B. einen Notarzt mitschicken kann.
Warten auf Rückfragen!
Beenden Sie das Gespräch nicht. Die Mitarbeiter in der Leitstelle können noch wichtige Fragen an Sie haben.