Vor drei Jahren kam es zu einem verheerenden Brand auf einem Campingplatz in Hohenfelde. Ein 65-Jähriger starb. Der Hohenfelder Wehrführer Ludwig Fink kritisiert, dass die Brandschutzvorschriften für Campingplätze seitdem nicht besser geworden sind, sondern sogar entschärft wurden.
Hohenfelde. Der Brand vor drei Jahren auf dem Campingplatz in Hohenfelde schlug hohe Wellen, nicht nur wegen des 65-Jährigen, der in den Flammen starb. Die Landesfeuerwehr und insbesondere der Hohenfelder Wehrführer Ludwig Fink setzten sich danach mit dem Brandschutz auf Campingplätzen auseinander. Geholfen hat das wenig. Die neue Verordnung 2020 hat die Regeln sogar aufgeweicht.
Frage: Was ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben von dieser Brandnacht ?
Ludwig Fink: Es fing mit einem Fehler bei der Übermittlung des Einsatzortes. Angler am Strand betätigten den Notruf. In der stockfinsteren Nacht haben sie angegeben, sie wären am Dorfstrand. Waren sie aber gar nicht. Also sind wir erstmal falsch gefahren.
Und das Feuer selbst ?
Mir ist die hohe Brandintensität in Erinnerung geblieben. Die Wohnwagen sind inzwischen alle aus Kunststoff gefertigt. Das viele Plastik macht einen Brand auf dem Campingplatz gefährlich. Früher wurde mehr Sperrholz verwendet, heute sind es diese stark brennenden Materialien. Vor 30 Jahren lief auch ein simulierter Wohnungsbrand in einem Brandcontainer mit viel geringerer Intensität ab. Oder er brauchte mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Heute sind viele Einrichtungsgegenstände aus Kunststoff. So ist das mit den Wohnwagen auch.
Was für Geräusche fielen Ihnen auf ?
Die Knalle, die wir gehört haben, waren die Reifen der Wohnwagen. Die werden erst heiß, die Luft dehnt sich aus, das Gummi brennt durch und dann rumst es. Eine große Gefahr waren die Gasflaschen. Wir haben das sehr schnell wahrgenommen, dass die Gasflaschen im Spiel waren, weil man dieses Zischen gehört hat. Der Innendruck der Gasflaschen erhöht sich durch die Hitze enorm. Bei einem bestimmten Punkt werfen sie das Sicherheitsventil ab. Das Gas schießt dann mit einem Zischen aus der Gasflasche. Es gab eine extreme Wärmestrahlung auf dem Platz, wenn vier, fünf Propangasflaschen ihr Gas abblasen und es Feuer fängt. Da kommt ordentlich etwas zusammen.
Drei Jahre ist das Feuer jetzt her. Was hat sich in Sachen Brandschutz auf Campingplätzen getan ?
Es hat sich etwas verschlechtert bei den neuen Regeln. Der Absatz mit der Begrenzung der brennbaren Flüssigkeiten ist bei der Novellierung 2020 ersatzlos gestrichen worden. Vorher waren nur zwei Liter brennbare Flüssigkeiten wie Terpentin oder Spiritus erlaubt.
Hatte die Feuerwehr Wünsche an das Regelwerk ?
Ein Punkt ist die Löschwasserversorgung. Sie ist unverändert geblieben mit 400 Litern pro Minute, die auf dem Campingplatz zur Verfügung stehen müssen. Aus meiner Sicht ist das ein Witz. 800 Liter wären gut. 100 Liter pro Minute hatten wir aus Hydranten auf dem betroffenen Campingplatz zur Verfügung. Wir haben als Ergänzung Wasser aus der Ostsee genommen und haben pro Minute mit 1600 Litern gearbeitet. 400 Liter - die Zahl stammt noch aus dem letzten Jahrhundert.
Das müssen doch eigentlich diejenigen erkennen, die diese Verordnung aufstellen ?
Ich weiß nicht, ob Fachleute mit am Tisch sitzen oder es Verwaltungsangestellte sind, die routinemäßig diese Paragraphen überarbeiten. Verwunderlich ist, dass der Landesfeuerwehrverband, der mit der Fachgruppe Brandverhütung ausgesprochene Sachkunde hat, bei der Novellierung der Campingplatzverordnung nicht hinzugezogen wurde. Die hatten meine Anregungen infolge des Großfeuers Ende 2018 aufgearbeitet und warteten auf die Möglichkeit zur Stellungnahme.
Haben Sie Ideen, wie man Campingplätze sicherer machen könnte ?
Wie gesagt: Die Wasserversorgung dem Bedarf der Feuerwehren anpassen. Ich kann mir keine Feuerwehr vorstellen, die mit 400 Liter pro Minute überhaupt noch arbeitet. Ich hätte mir gewünscht, dass die Pflicht zum Einbau von Rauchmeldern aufgenommen worden wäre. Sie sind inzwischen Pflicht in jedem Wohnhaus. Im Wohnwagen wohnt man auch, wie der Name schon sagt. Also hätte man die Rauchmelder mit aufnehmen können. Äußerst sinnvoll wäre auch eine Begrenzung der Anzahl von Propangasflaschen pro Wohnwagen. Wir haben bei dem Brand in Hohenfelde 25 Propan-Gasflaschen in neun zerstörten Wohnwagen gefunden. Es war also mehr als nur eine Gasflasche für die Heizung in den Wagen. Das war bisher und ist auch jetzt nicht geregelt. Das ist aus Sicht der Feuerwehr ein ganz wunder Punkt.
Wer kontrolliert die Einhaltung der Feuerschutzbestimmungen auf den Campingplätzen ?
Das macht das Kreisbauamt. Die zuständige Mitarbeiterin führt das sehr akribisch durch. Sie arbeitet sauber und gut. Da muss ich ein Lob aussprechen. Die Campingplatzbetreiber sind aber auch proaktiv. Ein Campingplatzbetreiber in Hohenfelde beispielsweise hat vor der Saison noch einen weiteren Löschwasserhydranten auf eigene Kosten eingebaut.
Quelle: Kieler Nachtrichten / Hans-Jürgen Schekahn
Hier geht es zu dem Einsatzbericht des Campingplatzbrandes: Gewaltiges Feuer auf Campingplatz fordert einen Toten