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2018 Hohenfelde, 2021 Grömitz: Zwei Großbrände auf Campingplätzen fachten die Debatte um den Brandschutz an. Der Hohenfelder Wehrführer Ludwig Fink mahnte im Sommer in einem KN-Interview Verbesserungen in der Landesverordnung an. Das Thema erreichte jetzt die Landespolitik. Es bewegt sich etwas.

Hohenfelde. Im Sommer 2018 ereignete sich auf einem Campingplatz in Hohenfelde ein Großbrand mit einem Toten. Wehrführer Ludwig Fink gehörte zu denjenigen, die sich danach über mehr Sicherheit auf Campingplätzen Gedanken machten. In einem Interview mit den Kieler Nachrichten machte er sich jüngst über Schwächen der neuen Landesverordnung Luft, die nach dem Unglück verabschiedet wurde. Nun hat die SPD-Landtagsabgeordnete Regina Poersch das Thema aufgegriffen.

Poersch stellte eine Kleine Anfrage an das Innenministerium zum Thema Sicherheit auf Campingplätzen und den Kritikpunkten, die der Hohenfelder Wehrführer aufgelistet hat. "Da bewegt sich noch etwas und zwar in Richtung des Guten", sagt dieser, nachdem er die Antworten gelesen hat.

KN 081021 02Daraus geht hervor, dass bei der nächsten Überarbeitung der Campingplatzverordnung auch der Landesfeuerwehrverband gehört wird. Das war zuletzt unterblieben, was Fink kritisiert hatte. Die Fachgruppe Brandverhütung des Verbandes besitze eine ausgesprochene Sachkunde, auch für Campingplätze, so Fink.

Ein weiterer Punkt stimmt ihn optimistisch. Das Innenministerium prüft bei der nächsten Überarbeitung der Campingplatz-Vorschriften die vorgeschriebene Löschwassermenge, die vorgehalten werden muss. Bisher muss ein Campingplatzbetreiber in Schleswig-Holstein Anlagen installieren, die 400 Liter Löschwasser pro Minute liefern. "Die Zahl stammt noch aus dem letzten Jahrhundert", urteilt Wehrführer Fink.

Vierfache Menge Löschwasser in Hohenfelde benötigt

 Beim Großbrand in Hohenfelde standen der Feuerwehr zuletzt 1600 Liter Wasser zur Verfügung. Erst diese Menge reichte aus, das Feuer wirklich unter Kontrolle zu bekommen, dass sich wegen der Plastikverkleidungen der Wohnwagen und Vorzelte exponentiell ausgebreitet hatte. Fink begrüßt, dass das Land sich über eine Erhöhung der vorgeschriebenen Wassermengen Gedanken machen will.

Gleiches gilt für Rauchwarnmelder, die zwar in Wohnungen vorgeschrieben sind, aber bisher nicht in Wohnwagen und Wohnmobilen. Hier will das Land prüfen, ob es die Camper dazu verpflichten kann. Allerdings klingt in der Antwort an die Landtagsabgeordnete auch Skepsis an: Eine eigene landesrechtliche Regelung könne für den Campingtourismus im Vergleich zu einer bundeseinheitlichen Regelung hinderlich sein. Sie dürfte außerdem Vollzugsprobleme auslösen, so das Innenministerium.

Bei der jüngsten Änderung der Campingplatzverordnung stellte das Land klar, dass die Wohnwagen jederzeit im Notfall bewegt und weggerollt/weggefahren werden können. Das soll ein Übergreifen der Flammen auf den Nachbarwagen verhindern helfen. Auf diese Vorschrift allein könne man sich aber nicht verlassen, so Ludwig Fink.

Wegn der Explosionsgefahr durch platzende Gasflaschen beim Feuer in Hohenfelde sei es viel zu gefährlich gewesen, einen Trecker auf das Gelände zu lassen und die Wagen herauszuziehen. Es sei "lebensfremd", allein darauf zu vertrauen. Bei explodierenden Propangasflaschen könnten Schrapnelle bis zu 260 Meter weit fliegen und Menschen verletzen.

KN 081021 03Die Landtagsabgeordnete Poersch trifft sich demnächst zu einem Gespräch mit dem Plöner Kreiswehrführer Manfred Stender und seinem Stellvertreter Olaf Meier-Lürsdorf. Auch Ludwig Fink ist dazu geladen. Dabei soll es um den Brandschutz auf Campingplätzen gehen. Die Fachgruppe der Landesfeuerwehr will zu einer Sitzung zusammenkommen, um sich auf weitere Änderungen der Campingplatzverordnung vorzubereiten.

Im Juli 2018 brach im Wohnwagen eines 65-jährigen Hamburgers auf dem Campingplatz Hohenfelde Feuer aus. Er erlag seinen schweren Brandverletzungen einen Tag später. Die Flammen breiteten sich rasant schnell auf dem Gelände aus. Elf Wohnwagen und ein Auto brannten aus. Im Sommer 2021 kam es zu einem ähnlichen Vorfall am Lensterstrand in der Gemeinde Grömitz.

 

Quelle: Kieler Nachrichten / Hans-Jürgen Schekahn

 Hier geht es zu dem Einsatzbericht des Campingplatzbrandes: Gewaltiges Feuer auf Campingplatz fordert einen Toten